„Habt ihr Sekundenkleber dabei?“

… fragte ein Mädchen und grinste. Sie wollte sich festkleben. Nicht an Asphalt oder Brücken, sondern an uns. Und an diesen Tag.

An unseren drei Wassertagen am vergangenen Donnerstag in Feucht, Augsburg und Ribnitz-Damgarten wurde deutlich, dass Verbindung nicht immer durch große Worte oder ernste Appelle entsteht. Manchmal genügt ein schräger Witz, ein gemeinsames Lachen oder ein bisschen „Sekundenkleber“ – und wir fühlen uns innerhalb weniger Momente verbunden.

Wenn wir uns mit Humor begegnen, entsteht Raum für Nähe und wir entspannen. Genau in dieser Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe liegt eine weitere Kraft dieser Tage. Wer miteinander lacht, hört besser zu und verbindet sich mit anderen auf eine Weise, die bleibt.

Feucht: Wenn die Natur alles wieder gut macht

Am Kleinen Jägersee trafen wir zwei fünfte Klassen der Mittelschule Feucht. Die Kinder mit sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründe waren voller Energie und blühten in der Natur so richtig auf.

So sammelten wir erneut eine große Menge Müll. Obwohl wir schon an den Tagen zuvor viel gefunden hatten, waren es dieses Mal noch mehr Tüten voller Abfall.

An der Achtsamkeitsstation wurde es dann still. Die Kinder ließen sich darauf ein, mit allen Sinnen wahrzunehmen, was um sie war. Sie entdeckten die Spiegelung des Wassers im Grün der Bäume und blieben für einen Moment ganz bei sich.

Zwei Besucherinnen von FRANKEN BRUNNEN hörten an der Lebenstation zu, wie wir mit den Schüler:innen Wasserfilter bauten und ihnen erklärten, was es in der Natur alles braucht, damit Wasser sauber bleibt. Ein Mädchen schrieb anschließend in unser Wassertagebuch, dass sie immer in die Natur gehe, wenn sie traurig, wütend oder gelangweilt sei. Denn dort werde alles wieder gut.

Dies war unser letzter Wassertag am Kleinen Jägersee. Wir verabschieden uns voller Dankbarkeit von ihm und all den Menschen und Tieren, die uns an diesem Ort begleitet haben. Wir freuen uns darauf,  im nächsten Jahr wiederzukehren.

Augsburg: Zehn von zehn

Ein weiterer Abschied wartete am Mandichosee auf uns, wo das große Finale der Augsburger Wassertage stattfand. Die Sonne schien, das Wasser war ruhig, fast spiegelglatt. Es war der perfekte Tag zum Aufbrechen und Ankommen zugleich – und für einen genauen Blick auf unsere Natur.

In kurzer Zeit sammelten die Jugendlichen der Heinrich-von-Buz Realschule hunderte Zigarettenstummel. An vielen Badeseen findet man heute gefühlt mehr Kippen als Grashalme, die für die Natur hochgiftig sind. In den Filtern stecken unzählige Schadstoffe, darunter krebserregende Substanzen. Sobald sie mit Wasser in Berührung kommen, lösen sich die Gifte und gelangen in die Umwelt.

Besonders Nikotin wirkt schnell und zerstörerisch. Bereits nach einer halben Stunde in einer Pfütze hat sich die Hälfte des Nikotins aus einem Zigarettenrest gelöst. Eine einzige Kippe kann so bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen und kleine Wassertiere töten. Die Filter bestehen zudem aus Kunststofffasern, die nur langsam zerfallen und am Ende als Mikroplastik in Flüsse, Seen, Meere oder sogar ins arktische Eis gelangen.

Die Schüler:innen reagierten jedoch nicht mit Frust, sondern mit Klarheit. „Die Nimm-3-Regel kann ich ganz einfach in meinem Alltag anwenden“, sagte eine Schülerin. Es sind diese kleinen Haltungen, aus denen Veränderung entsteht.

Viele Jugendliche paddelten an diesem Tag zum ersten Mal. Einige zögerten zunächst, doch ein Satz blieb uns besonders in Erinnerung: „Ich bin so froh, dass ich doch mit hinaus gepaddelt bin.“

Die Rückmeldungen waren deutlich. „Zehn von zehn, einfach toll!“, schrieb ein Junge. Und wir können ergänzen: Gemeinsam als Team ist alles möglich.
Diese Stimmung trug den ganzen Tag.

Ribnitz-Damgarten: Wenn etwas ins Fließen kommt

Unser letzter Wassertag im Norden war ebenfalls in vielerlei Hinsicht besonders. Pascal war mit dabei, ebenso wie einige Vorstände der Sparkassen, die uns die Wassertage hier in der Region möglich gemacht haben. Am Hafen von Ribnitz-Damgarten trafen wir zwei achte Klassen der Regionalen Schule Rudolf Harbig. Zu Beginn war die Motivation eher verhalten. Dieser Tag schien zunächst vielen egal zu sein.

Doch im Laufe des Tages änderte sich etwas. An den Stationen wurde gefragt, diskutiert und einige Schüler:innen gingen in den direkten Austausch. Sie sprachen über das Leben, die Natur, das Wasser – und darüber, was all das mit ihnen zu tun hat.

Dann kam das Paddeln. Und plötzlich war Bewegung da, nicht nur auf dem Wasser. Die Jugendlichen sprangen hinein, paddelten wild los. Und sie wuchsen dabei über sich hinaus. Die Haltung von „Alles ist mir egal“ wich einem neuen Blick. Sie entdeckten das Miteinander und die Besonderheit von Wasser.

Es war spürbar, dass sich etwas gelöst hatte. Vielleicht nur für einen Moment, möglicherweise aber auch ein bisschen mehr. Wir hoffen, dass wir einen kleinen Samen säen konnten – für Verbundenheit und die Freude, die entsteht, wenn etwas in Fluss kommt.

The water we met

Templer Bach

Der Templer Bach ist ein kleiner, aber bedeutender Nebenfluss der Recknitz im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns. Er entspringt in den flachwelligen Endmoränenlandschaften rund um Ribnitz-Damgarten. Von dort schlängelt er sich durch Wiesen und Felder und mündet nach wenigen Kilometern in die Recknitz. Diese wiederum fließt über den Saaler Bodden in die Ostsee.

Der Bach wird vor allem durch Grundwasser gespeist. In regenreichen Zeiten führen auch oberflächennahe Zuflüsse zeitweise Wasser zu. Aufgrund seiner geringen Tiefe erwärmt sich der Templer Bach im Sommer schnell. Temperaturen über zwanzig Grad sind keine Seltenheit und bedeuten eine Herausforderung für das gesamte Ökosystem des Baches.

In seinem Lauf durchquert der Templer Bach landwirtschaftlich genutzte Flächen. Durch Düngemittel und Pestizide gelangen so kontinuierlich Nitrate und Schadstoffe ins Wasser. Dennoch erfüllt der Bach wichtige ökologische Funktionen. Er bietet Rückzugsräume für Amphibien, Libellen und Wasservögel und bildet eine natürliche Verbindung zwischen Siedlungsraum und Boddenlandschaft.

Informationen zum Kleinen Jägersee und zum Mandichosee findet ihr in diesem Blogbeitrag.

Quote of the day

„Ich bin so froh, dass ich doch mit hinaus gepaddelt bin.“

Thought of the day

Wenn wir lachen, lassen wir Nähe zu.
Und aus Nähe entsteht Verbindung.

MAHALO an den FC Augsburg 1907, die Sparkasse Vorpommern, die kommunale Zukunftsregion Schwarzachtal Plus, an FRANKEN BRUNNEN und an alle aufgeweckten Schüler:innen, die uns mit unerwarteten Fragen und schrägen Ideen überrascht haben. Damit könnt ihr die Welt verändern.

Fotos: © Theresa Lange & PWFG