Regie führte: Das Wetter
Sonne, Regen, Wind, dann wieder Sonne – der Himmel schrieb für die Wassertage gestern in Kiefersfelden und Krumbach sein eigenes Drehbuch. Und wir? Spielten mit.
Denn wenn das Wetter den Ton angibt, zeigt sich, dass wahres Erleben keine perfekten Bedingungen braucht. Es braucht Neugier und Offenheit, sich auf das Unvorhersehbare einzulassen. Denn oft sind es genau diese Tage, die uns am meisten berühren.
Kiefersfelden: Stille zwischen den Tropfen
Vom Schulhof der Grund- und Mittelschule in Kiefersfelden bis zum Hechtsee war es ein kleiner Aufstieg – im doppelten Sinn. Denn oben angekommen, öffnete sich eine andere Welt. Der See liegt wunderschön eingebettet in der Kufsteiner Hügel-und Berglandschaft.
Die Jugendlichen begegneten dieser Idylle mit Engagement und echter Freude. So blieben die Schüler:innen trotz eines Regenschauers an der Achtsamkeitsstation einfach auf ihren Matten liegen. Die Meditation wurde zur Klangreise durch den Sommerregen.
Und dann ein echtes Novum in unserer Wassertage-Geschichte: Wir fanden keinen Müll. Das Ufer des Hechtsees war sauber. So entstand Raum für Gespräche: Wieso ist Sauberkeit keine Selbstverständlichkeit? Und wie fühlt es sich an, in einer unvermüllten Natur zu sein?
Sehr besonders war auch die Zeit auf dem Wasser. Zwei lange Runden auf dem SUP, getragen von der Stille des Sees. Kein Lärm, kein Druck – nur das Gleiten über das Wasser und die Freude in den Gesichtern der Jugendlichen. Wieder einmal wurde uns sehr bewusst, wie wichtig es ist, das Wasser zu erleben. Ein Junge schrieb später auf seinen Zettel: „#bärig“. Besser lässt sich dieser Tag kaum beschreiben.
Krumbach: Ein Zelt, ein Satz und viel Gefühl
Der Wassertag in Krumbach begann direkt sehr gedankenvoll: „Wasser findet immer einen Weg“, sagte der Betreiber des Kinos, in dem wir uns zum Start trafen. Und genau das tat es – wenn auch auf unvorhergesehene Weise.
Die zwei achten Klassen des Simpert-Kraemer-Gymnasiums aus Krumbach wurden gestern vom Wetter auf die Probe gestellt. Als der Regen am Roggenburger Weiher kam, suchten die Jugendlichen Schutz unter Tischtennisplatten und in Duschkabinen. Und sie taten es mit einem Humor, der ansteckte. Das SUPen fiel ins Wasser, aber die Stimmung nicht. Der Regen wurde zum Zunder für Kreativität und zur Einladung, den Tag mit Leichtigkeit zu nehmen.
Am Ende fanden alle Unterschlupf unter dem Zeltdach der Alten Mühle. Und mittendrin: das Wasser, das uns durch den Tag getragen hatte. Mal warm, mal kühl – mal fließend, mal fordernd.
Ein besonderes Zeichen kam von Herrn Müller von der Sparkasse Krumbach: Jede:r Schüler:in erhielt eine Trinkflasche als Erinnerung an diesen besonderen Tag.
The water we met
Der Hechtsee
Der Hechtsee liegt idyllisch auf 542 Metern Höhe im deutsch‑österreichischen Grenzraum bei Kufstein, eingebettet in die Brandenberger Alpen. Das Wasser stammt hauptsächlich aus unterirdischen Quellen und dem Hechtbach, der im Norden in den See mündet. Über einen kleinen Wasserfall fließt das Wasser weiter in den Kieferbach und schließlich in den Inn. Von dort gelangt es über die Donau bis ins Schwarze Meer.
Trotz seiner Nähe zur Stadt Kufstein wirkt der See abgeschieden und ursprünglich. Er ist bis zu 57 Meter tief, und genau das macht den Hechtsee sensibel. Im Sommer erwärmt sich die Oberfläche bis zu 24 Grad, während in der Tiefe noch kühles Quellwasser ruht. Weil sich das Wasser der unteren Schichten kaum mit den oberen durchmischt, wird das sauerstoffarme Tiefenwasser künstlich nach oben befördert, um dort Sauerstoff aufzunehmen. Dieses aufwendige Belüftungsverfahren erhält die ökologische Balance des Sees.
Der Hechtsee ist Lebensraum für viele Fische, darunter auch der namensgebende Hecht, und Teil eines sensiblen Biotopverbunds rund um Kufstein.
Der Roggenburger Weiher
Der Roggenburger Weiher liegt in einer historischen Teichlandschaft südlich von Krumbach, umgeben von Feuchtwiesen, sanften Ufern und dem fast 900 Jahre alten Kloster Roggenburg. Ursprünglich als Fischteich angelegt, dient der Weiher heute dem Naturerleben, der Naherholung und dem Umweltbildung.
Gespeist wird er vor allem durch Regen- und Oberflächenwasser. Bei Starkregen puffert er überschüssiges Wasser ab und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Ein natürlicher Abfluss führt das Wasser über den Schwarzbach Richtung Donau.
Das Umfeld des Weihers ist ökologisch bedeutsam: Die Böden gehören zu den sogenannten Anmoorgleyen – einem sehr feuchten, humus- und artenreichen Bodentyp. Hier wachsen seltene Pflanzen wie die Trollblume und die Sumpf-Pippau. Auch viele Vögel und Amphibien nutzen den Weiher als Rückzugsort.
Quote of the day
„#bärig“
Thought of the day
Lasst uns mehr ins Jetzt vertrauen.
MAHALO an Andrea Janshen von der Sparkassenstiftung Rosenheim, die in Kiefersfelden als Volunteer dabei war, an Herrn Müller von der Sparkasse Krumbach, an das Team des Seestrands Hechtsee und die Stadt Kufstein für einen nahezu müllfreien Ort, an die Alte Mühle am Roggenburger Weiher für Schutz, Wärme und Gemeinschaft im Regen und an die Fischzucht Vollmann-Schipper für die Möglichkeit, auf dem Roggenburger Weiher paddeln zu dürfen. Und natürlich an alle Jugendlichen, die diesen Tag zu dem gemacht haben, was er war: einfach #bärig.