So lange, bis es klappt
Jeder kommt irgendwann an den Punkt, an dem eine alte Methode nicht mehr funktioniert. In der Businesswelt heißt es dann: „Klar im Ziel, flexibel in den Methoden“. Was nach smartem Management klingt, hatten die Jugendlichen beim Wassertag gestern längst verstanden und machten es zum Motto des Tages:
„Wie versuchen es, so lange, bis es klappt!“.
Der Weg zum Ziel ist selten gerade. Manchmal braucht es Umwege, neue Haltungen oder einfach Geduld. An unseren drei Wassertagen in Postbauer-Heng, Jarmen und Gersthofen war genau spürbar, wie viel möglich wird, wenn wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn der Kurs sich ändert. Denn was fürs Paddeln gilt, gilt auch fürs Leben – und für unsere Beziehung zur Natur. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, brauchen wir nicht weniger Ziel, sondern neue Wege.
Postbauer-Heng: Wenn das Wasser zur Ruhe führt
Am Kleinen Jägersee bei Feucht begleiteten wir zwei fünfte Klassen der Erich Kästner Mittelschule Postbauer-Heng bei wechselhaftem Wetter und immer wieder einsetzendem Regen. Und doch waren die Kinder voller Energie und überraschend offen für die Impulse dieses Tages.
Was uns besonders berührte: Viele von ihnen brachten nicht nur Lebendigkeit mit, sondern auch ihre ganz eigene Geschichte. In den Gesprächen an den Stationen wurde deutlich, wie gut es tut, wenn ein Tag am Wasser Raum für Leichtigkeit und Entspannung schafft. „Das Wasser beruhigt mich“, sagte ein Junge. Und tatsächlich: Was anfangs noch laut und wuselig war, kam am Seeufer zur Ruhe.
In den Rückmeldungen lasen wir Dankbarkeit und Sätze wie: „Das war der beste Schultag!“ oder „So etwas sollte es jede Woche geben.“
Jarmen: Ausprobieren, scheitern, strahlen
In Jarmen begegneten wir ebenfalls einer lebendigen, zugleich aufmerksamen und bodenständigen Gruppe von Schüler:innen der Regionalen Schule. Am Zarrenthiner Kiessee, begleitet von Wind und grauem Himmel, fanden sie rasch in ein schönes Miteinander, sowohl an den Stationen als auch auf dem Wasser.
Trotz der widrigen Bedingungen wagten sich fast alle aufs Wasser, viele zum ersten Mal. Sie paddelten tapfer gegen den Wind, fielen und standen wieder auf, probierten neue Techniken – bis es endlich klappte. Der unermüdliche Ehrgeiz war beeindruckend. Am Ende paddelten alle im Stehen und tauchten zur Belohnung mit wilden Sprüngen und unbändiger Freude ins Wasser ab.
Besonders greifbar war die Rolle ihres Lehrers, David Würth. Mit großer Sorgfalt und Begeisterung schuf er den Freiraum, den die Jugendlichen brauchten, um vom Schulalltag wirklich abzuschalten und bei sich sein zu können. Der schönste Satz des Tages kam von einem Schüler, der sagte: „Das ist mit Abstand der beste Wandertag!“
Gersthofen: Wenn Draußensein zum Geschenk wird
Am Mandichosee zeigte sich der Himmel den ganzen Tag unentschlossen – wird er halten oder kippen? Er hielt. Und damit auch der Plan für einen Tag mit engagierten Schüler:innen von der Anna Pröll Mittelschule aus Gersthofen, die sich mit offenem Herzen auf das Abenteuer Wassertag einließen.
An der Lebenstation klang etwas Tieferes an: das Bewusstsein, wie sehr wir das Wasser brauchen und wie wichtig es ist, die Natur nicht nur zu schützen, sondern wieder mit ihr in Verbindung zu treten. Volunteer Michi vom FC Augsburg betreute mit vollem Einsatz die Kreativstation. Er begleitete die Jugendlichen nicht nur beim Gestalten, sondern stieg später selbst mit aufs SUP.
Das Paddeln wurde dann zum Highlight des Tages. „Wie schön es ist, mal einen ganzen Tag draußen zu sein“, sagte ein Schüler – und eine Lehrkraft bestätigte: „So einen Tag in der Natur erleben viele von ihnen sonst nur selten. Das ist wirklich etwas Besonderes.“
Und dann war da noch ein Feedback, das uns besonders berührte. Eine Schülerin erzählte uns, wie sehr sie es genossen habe, einfach Zeit zu haben und wie schön es war, ihre Mitschüler:innen einmal von einer anderen Seite kennenzulernen. Sie bedankte sich ausdrücklich für diese Erfahrung.
The water we met
Der Zarrenthiner Kiessee
Der Zarrenthiner Kiessee liegt westlich von Jarmen im Landkreis Vorpommern-Greifswald und entstand ab den 1960er Jahren durch industriellen Kiesabbau. Heute wird er ausschließlich durch Grund- und Regenwasser gespeist. Natürliche Zu- oder Abflüsse gibt es nicht. Das macht den See einerseits nährstoffarm und schützt ihn vor zu starker Algenentwicklung, macht ihn andererseits aber anfällig für Einträge bei Starkregen.
Der See ist vergleichsweise tief, sein Wasser ruhig und klar. An warmen Sommertagen steigt die Temperatur auf 19 bis 22 Grad. Die Sicht reicht bis zu zwei Meter tief und wer genau hinschaut, entdeckt zwischen Wasserpflanzen Karpfen, Hechte und Barsche. Was früher eine reine Abbaulandschaft war, ist heute ein Ort der Erholung und auch der Forschung geworden. Archäolog:innen nutzen den Zarrenthiner Kiessee, um geborgene Schiffswracks aus der Ostsee ohne aufwendige Konservierung dauerhaft erhalten zu können.
Informationen zum Kleinen Jägersee und zum Mandichosee findet ihr in diesem Blogtext.
Quote of the day
„Das ist mit Abstand der beste Wandertag!“
Thought of the day
Veränderung beginnt,
wenn wir mutig genug sind,
anders weiterzumachen.
MAHALO an den FC Augsburg 1907 und Volunteer Michi, die Sparkasse Vorpommern, die kommunale Zukunftsregion Schwarzachtal Plus, an alle engagierten Lehrkräfte, alle Jugendlichen und an die Kraft, die in uns allen steckt, neue Lösungen für alte Probleme zu finden.


















