Über die Kunst, wieder aufzustehen

Du fällst. Du tauchst auf. Und irgendwann stehst du wieder.
Auf dem Wasser wie im Leben geht es nicht darum, nie zu wanken, sondern darum, immer wieder den Mut zu finden, weiterzumachen. Das haben wir an unseren drei Wassertagen gestern in Feucht, Malchin und Neusäß erlebt.

Feucht: Verantwortung am stillen See

In Feucht begann der Tag wetterbedingt in der Schule und endete am Kleinen Jägersee im Lorenzer Reichswald. Zwei achte Klassen des Leibniz-Gymnasiums Altdorf sammelten – leider sehr viel – Müll am Ufer und sprachen über Verantwortung und über ihre Fundstücke: Wie lange bleibt eine Flasche in der Natur? Wie viele Generationen würden ihr noch begegnen, wenn wir sie heute nicht aufgehoben hätten?

Auf dem Wasser begegneten uns dann viele kleine Akrobat:innen. Es wurde ausprobiert, balanciert und gefallen. Und siehe da, das Aufstehen gelang mit jedem Mal leichter. Das Wasser wurde zum Spiegel für Mut, Geduld und die eigene Kraft. Eine Schülerin schrieb später auf ihren Feedbackzettel, dass dieser Tag ihr eine neue Perspektive für ihre Berufswahl geschenkt habe. Auch das kann ein Wassertag bewirken.

Malchin: Lernen im Fluss der Zusammenhänge

In Malchin war es ein bewegter Tag, im Kopf wie im Körper. Fast 70 Schüler:innen des Fritz-Greve-Gymnasiums kamen noch etwas müde an die Peene. Aber an den vier Stationen blühten sie auf, vor allem, als es um Zahlen und Zusammenhänge ging. Besonders hängen blieb der Fakt, dass unser verfügbares Wasser nur 1% ausmacht. Diese Zahl war für viele Schüler:innen erschreckend und regte zu der Frage an: Wie wollen wir Wasser überhaupt nutzen?

Besonders bewegte uns, wie sehr die Landwirtschaft rund um Malchin – und in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns – von riesigen Monokulturen geprägt ist, die mit großen Mengen Pestiziden behandelt werden. Dieses Nitrat landet im Boden, in den Flüssen und Seen und letztendlich auch in der Ostsee und macht diese zu einem der belastetsten Gewässer der Welt. Bedenklich ist auch, dass das angebaute Getreide nicht regional verwendet wird, sondern als Exportgut dient. Plötzlich war klar: Was wir essen, wie wir konsumieren und wofür Wasser verwendet wird, hängt unzertrennlich zusammen. Manche Jugendliche begannen zu verstehen, dass es nicht um Schuld geht, sondern um die richtigen Entscheidungen.

Auf dem Wasser kam dann alles zusammen. Die Schüler:innen paddelten auf der Peene, lernten kleine Tricks, und spürten die Stille. Eine Schülerin fasste es zusammen: „Das ist hier gerade sehr entspannend. Man kann richtig die Natur wahrnehmen.“

Neusäß: Mit dem Wind über sich hinauswachsen

Am Mandichosee war das Wetter an diesem Montag wilder. Von Wind, über Regen bis Sonne war alles dabei und forderte die Jugendlichen von der Staatlichen Realschule Neusäß heraus. Der Tag begann für viele Schüler:innen spektakulär, denn die Kinoaufführung fand im Stadion des FC Augsburg statt, unserem langjährigen Partner in der Region. Anschließend ging es an den Mandichosee, den an diesem Tag viele Windsurfer:innen nutzten.

Einige Schüler:innen waren zum ersten Mal dort, paddelten mutig gegen die Böen an und wuchsen dabei über sich hinaus. Auch wenn Blaualgen das Bild trübten, wurde der See zum Erfahrungsraum. Für Kraft, Koordination und Gemeinschaft.

The water we met

Die Peene

Die Peene gilt als einer der wenigen weitgehend naturbelassenen Flüsse Europas. Sie entspringt im Kummerower See und fließt über etwa 138 Kilometer durch das Peenetal bis zur Mündung in den Peenestrom bei Anklam. Von dort erreicht ihr Wasser schließlich die Ostsee. Was die Peene besonders macht, ist ihr gemächlicher, fast meditativer Lauf. Sie durchquert Niedermoorlandschaften, Bruchwälder und Feuchtwiesen und dient so als Rückzugsort für Seeadler, Biber und Fischotter. Die Wasserqualität gilt in vielen Abschnitten als gut, doch ihr Gleichgewicht ist bedroht. Durch intensive Landwirtschaft in der Umgebung gelangen große Mengen Nitrat und Pestizide in die Böden – und von dort auch in das Wasser der Peene. Ein Fluss, der Ruhe spendet und zugleich unsere Verantwortung braucht.

Der Kleine Jägersee

Versteckt im Lorenzer Reichswald bei Feucht liegt der Kleine Jägersee – ein stilles Gewässer, eingebettet in die Geschichte eines der ältesten Waldschutzgebiete Deutschlands. Der Lorenzer Reichswald diente schon im Mittelalter als Jagdgebiet und wurde 1375 erstmals unter besonderen Schutz gestellt. Seit dem 14. Jahrhundert gilt hier das Gebot der „ewigen Landhege“, der achtsamen Bewahrung von Natur- und Lebensräumen für nachfolgende Generationen.
Der Kleine Jägersee ist durch einen Damm vom Großen Jägersee getrennt. Beide Seen entstanden während des Ausbaus der A9. Das Wasser des Kleinen Jägersees fließt in Richtung Schwarzach, die über die Rednitz, Regnitz und Main in den Rhein und schließlich in die Nordsee mündet. Die Wasserqualität ist tendenziell gut, doch wie viele stehende Kleingewässer ist der See anfällig für Nährstoffeinträge, Badeeinflüsse und Müll – wie wir auch an diesem Wassertag gesehen haben.

Der Mandichosee

Der Mandichosee, auch Lechstaustufe 23 genannt, liegt östlich von Augsburg bei Neusäß. Er wurde in den 1980er-Jahren im Rahmen der Lechregulierung künstlich angelegt und dient bis heute der Stromerzeugung durch Wasserkraft. Zugleich ist er Naherholungsgebiet und ein bekannter Windsurf-Spot. Sein Wasser stammt direkt aus dem Lech, der südlich des Vorarlbergs entspringt und nach 264 Kilometern bei Marxheim in die Donau mündet. Die Wasserqualität des Mandichosees wird regelmäßig als gut bis mäßig eingestuft, allerdings können bei sommerlichen Temperaturen verstärkt Blaualgen auftreten – ein Zeichen dafür, dass hohe Nährstoffeinträge und die zunehmende Hitze das System des Sees aus dem Gleichgewicht bringen.

Quote of the day

„SUP fahren macht echt Spaß. Aber es ist viel einfacher, reinzufallen, als wieder aufzustehen.“

Thought of the day

Entscheidend ist, dass wir nicht liegen bleiben.

MAHALO an den FC Augsburg 1907, die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, die kommunale Zukunftsregion Schwarzachtal Plus, an FRANKEN BRUNNEN für die Versorgung mit Mineralwasser und an die Jugendlichen, die gezeigt haben, dass Veränderung da beginnt, wo wir den Mut haben, wieder aufzustehen.