Was spiegelt uns das Wasser?
Vier Wassertage und vier Facetten eines Elements, das uns überall anders begegnete: still, trüb, kühl, warm. Und doch lag in allen Begegnungen dieselbe Frage: Wie gehen wir mit dem Wasser um – und mit dem, was es uns zeigt?
In Waldhausen (Oberösterreich) begrüßte uns der stille, spiegelglatte Badesee. Die Schüler:innen der Mittelschule Waldhausen waren mit ihren Gedanken schon ein Stück voraus – in den Ferien, in neuen Schulen, bei dem, was als Nächstes kommt. Und doch entstanden schöne Momente. Wenn ein Schmetterling den Tag eröffnete, Libellen über dem Wasser tanzten, wenn Volleyball gespielt wurde oder SUP-Neulinge erstmals stehend paddelten. Die Lehrer:innen begleiteten den Tag mit Umsicht und Rettungsschwimmerausbildung. So konnten auch alle, die nicht paddelten, sicher ins Wasser gehen. Gleichzeitig erfuhren wir: An einem anderen See in der Nähe wurde am Vorabend ein junger Mann tot geborgen. Ein stiller Moment, der nachwirkte.
In Rostock-Papendorf schien die Sonne, das Wasser kühlte und die Jugendlichen des Innerstädtischen Gymnasiums erlebten die Warnow als Badestelle, als Lernraum – und als Trinkwasserquelle. Denn das Oberflächenwasser der Warnow versorgt große Teile Rostocks mit sauberem Wasser. Doch wohin fließt sie? In die Ostsee. Und die ist leider aus dem Gleichgewicht geraten. Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, Überfischung und sauerstoffarme Zonen rufen nach schnellen Lösungen.
Auf Rügen, am Bodden, war das Wasser trüb, flach und voller Algen. Kein Ort zum klassischen Schwimmen, aber ein Raum für Erkenntnisse. Anfangs hatten die Kinder noch Mühe, auf den SUPs das Gleichgewicht zu finden. Doch dann geschah, was oft geschieht: Ein Knoten platzte. Und mit ihm kam die Freude. Was uns besonders berührte, war das Vertrauen der Kinder in sich selbst und in diesen Tag.
In Lappersdorf war es vor allem die Temperatur, die zu denken gab. 27 Grad im Regen – ein Fluss, der eigentlich für Abkühlung sorgen sollte, fühlte sich lauwarm an. Und das Wasser zeigte weitere Spuren: ein Sonnencremefilm auf der Oberfläche, ein stark vermülltes Ufer, aber auch Neugierde bei Badegästen und tiefgründige Gedanken bei den Schüler:innen. „Achtsamkeit bedeutet, Grenzen zu setzen“, sagte eine Schülerin. Und: „Wir können alles schaffen, wenn wir zusammenhelfen.“
The water we met
Der Regen ist ein etwa 190 km langer Nebenfluss der Donau. Er entspringt im Bayerischen Wald und mündet bei Regensburg in die Donau. Sein Wasser ist von Natur aus nährstoffarm, doch zunehmende Hitze und menschliche Einträge belasten den Fluss zusätzlich. Mit gemessenen 27 bis 28 Grad war er gestern ungewöhnlich warm – ein Wert, der für viele Wasserlebewesen lebensgefährlich ist. Gleichzeitig bleibt der Regen ein wichtiger Naherholungsraum für die Region. Doch sein Gleichgewicht ist fragil.
Die Warnow entspringt bei Grebbin, durchfließt Seen, Moore und die Stadt Rostock, bevor sie in die Ostsee mündet. Ihr Oberflächenwasser liefert den Rostocker:innen Trinkwasser. Ein Zeichen für ihre hohe Qualität. Doch in den unteren Schichten transportiert sie Dünger, Mikroplastik und Schadstoffe bis in die Ostsee. Und die gehört heute zu den am stärksten belasteten Binnenmeeren der Welt – mit „Todeszonen“, in denen kein Sauerstoff mehr vorhanden ist.
Die Bodden bei Rügen sind flache Küstengewässer mit Brackwasser, in denen sich Süß- und Salzwasser mischen. Sie sind empfindlich, besonders gegenüber Einträgen aus der Landwirtschaft. Der Bodden, an dem wir waren, zeigte sich trüb, flach und voller Algen. Kein klassischer Badeort, aber ein Lernraum. Und ein Spiegel unserer Eingriffe in ein fragiles Ökosystem.
Der Badesee Waldhausen ist ein kleiner, künstlich angelegter See, gespeist von klaren Zuflüssen aus der Region. Seine ruhige Lage macht ihn ideal für achtsame Erfahrungen. Dieses Jahr war das Wasser angenehm kühl und die Oberfläche glatt – ein perfekter Ort für ein sanftes Eintauchen.
Quote of the day
„Wir können alles schaffen, wenn wir zusammenhelfen.“ (Schülerin aus Lappersdorf)
Thought of the day
Es ist entscheidend, in welche Richtung wir uns bewegen – nicht, wie schnell. Denn Vertrauen wächst im Fluss.
MAHALO an die OstseeSparkasse Rostock, die Sparkasse Oberösterreich, die Sparkasse Regensburg, die Vattenfall Umweltstiftung, an alle tatkräftigen Lehrkräfte und vertrauensvollen Schüler:innen. Und an das Wasser, das uns den Spiegel vorhält: Was geben wir ins Wasser? Und was nehmen wir mit? Nicht das Wasser verändert uns. Unsere Haltung entscheidet, ob wir uns in ihm erkennen.