Tauchtiefe konstant halten!
Nicht jeder Wassertag führt uns aufs Wasser.
Gestern in Lindenberg, Günzburg und Penzberg war es so. Dort hat sich gezeigt, dass das Wetter kein Hindernis, sondern eine Einladung zum Innehalten und „Tieftauchen“ sein kann. Während der Regen draußen die Erde tränkte, ging es drinnen um Achtsamkeit, Umweltbewusstsein und tiefes Verstehen. Es war ein Tauchgang ins Wesentliche und ein Tag voller überraschender Erkenntnisse.
Lindenberg: Druckausgleich zwischen Müllsäcken und Mikroschadstoffen
Im Allgäu regnete es ununterbrochen und so fand der Wassertag mit zwei 11. Klassen des Gymnasiums Lindenberg in der Schule statt. Doch statt Enttäuschung entstanden schnell offene Räume, dichte Gespräche und kreative Prozesse.
An mehreren Stationen beschäftigten sich die Jugendlichen mit Mikroplastik, PFAS, Pestiziden, Schwermetallen und anderen Schadstoffen. Sie entwickelten Ideen, wie ein achtsamer und naturintegrierter Umgang mit Wasser in Zukunft gelingen kann. Kunstwerke entstanden, Gedanken flossen. Und dann kam der Moment, der allen in Erinnerung bleibt: Beim Cleanup sammelten die Jugendlichen in nur 30 Minuten ganze 15 Kilo Müll rund um die Schule. „Das ist der Müll, an dem wir sonst einfach vorbeigehen“, sagte ein Schüler.
Zwei Vertreter der Sparkasse Schwaben-Bodensee begleiteten den Tag, schenkten den Jugendlichen Glasflaschen und machten sogar in Anzug und Krawatte bei den Dehnübungen mit – begleitet von Impulsen zu Atmung, Körperbewusstsein und Umweltverantwortung. Ein Lehrer brachte es auf den Punkt: „Wie Wissen und Gefühl hier zusammenfließen, hat viele Schüler:innen wirklich berührt.“
Während draußen der Regen weiter fiel, entstand drinnen Raum für Zukunft und die große Frage: Wie können Regionen sich so aufstellen, dass sie ihre natürlichen Ressourcen selbstbestimmt, regenerativ und respektvoll nutzen? Der Bodensee, aktuell über drei Meter unter seinem Normalstand, wurde zum stillen Mitgedachten dieses Tages. Ein Reservoir für Millionen und ein Sinnbild für das, was auf dem Spiel steht.
Günzburg: „Gut Nass!“ und viel Lachen
Auch in Günzburg begann der Tag mit Regen. Geplant war ein Wassertag mit 35 Schüler:innen – zehn kamen. Doch diese zehn Schüler:innen vom Dossenberger Gymnasium hatten es in sich: Sie wagten sich offen und wetterfest in den Tag.
Nach dem Kinobesuch ging es zum Mooswaldsee. Dort wurden Kopfstände auf dem SUP geübt, mutige Sprünge ins Wasser gemacht, und vor allem gemeinsam gelacht. Es entstanden Moment von echtem Miteinander, vielleicht gerade, weil der Regen diesen Raum geöffnet hatte.
Eigentlich aber hätten wir in Günzburg gern die Donau in den Mittelpunkt gestellt. Doch sie wirkt hier wie weggesperrt – kanalisiert, begradigt, unsichtbar. Eine Wasserautobahn, die durchfließt, aber nicht berührt. Noch ist sie kein guter Ort für einen Wassertag. Aber Hoffnung ist in Sicht: Die Landesgartenschau 2029 will Günzburg wieder ans Wasser bringen. Unter dem Motto „Stadt am Wasser“ sollen Ufer und Flächen entlang der Günz und Donau erschlossen und die Innenstadt über neue Wege für Fußgänger und Fahrradfahrer näher ans Wasser gerückt werde.
Vielleicht können wir so 2029 unsere Günzburger Wassertage am, auf oder sogar in der Donau machen.
Penzberg: Tauchgang im Klassenzimmer
Auch in Penzberg fiel der Wassertag im wörtlichen Sinne ins Wasser – doch das öffnete Raum für Tiefe. Die Schüler:innen der Heinrich-Campendonk-Realschule verbrachten den Tag mit uns in der Schule. Statt Paddeltechnik standen Körpergefühl, Zahlenverständnis und Umweltbewusstsein im Fokus. Sie rechneten ihren eigenen Wasserverbrauch aus, sprachen über Einsparmöglichkeiten und kamen beim gemeinsamen Yoga innerlich in Bewegung.
„Das Yoga war richtig lustig.“
„Ich fand es spannend, wie viel Wasser wir eigentlich verbrauchen und was man dagegen tun kann.“
So lauteten die Rückmeldungen.
Der große Sprung ins Wasser folgt noch. Dieser Tag aber war ein stiller Tauchgang in Zusammenhänge und das eigene Körpergefühl. Ein Auftakt, der zeigt: Auch ohne See kann man gedanklich ins Wasser eintauchen.
The water we met
Der Bodensee
Eingebettet ins Alpenvorland zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Bodensee eine der wichtigsten Trinkwasserquellen Europas. Gespeist wird er vor allem vom Alpenrhein, der gemeinsam mit über 200 weiteren Zuflüssen dafür sorgt, dass der See im ständigen Austausch bleibt. Über den Seerhein verlässt das Wasser den Obersee und fließt weiter in Richtung Rhein.
An heißen Sommertagen kann sich die Oberfläche auf über 25 Grad erwärmen, während es schon ab zehn Metern deutlich kühler wird. Insgesamt sind die Wassertemperaturen seit 1990 um ca. 1,3°C gestiegen. Das erhöht das Risiko für Algenblüten, Sauerstoffprobleme in der Tiefe und eine veränderte Artenzusammensetzung.
Zwar gilt die Wasserqualität dank jahrzehntelanger Schutzmaßnahmen als gut – doch das Gleichgewicht ist sensibel. Landwirtschaftliche Nährstoffeinträge, Mikroplastik, invasive Arten und zunehmende Hitze stellen den See vor große Herausforderungen.
Der See ist nicht nur Lebensraum für 45 Fischarten, über 400 beobachtete Vogelarten und seltene Pflanzen, sondern auch ein bedeutender Wirtschafts- und Tourismusfaktor. Mehr als fünf Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser direkt aus dem Bodensee. Doch der Klimawandel macht sich bemerkbar: Der Wasserstand liegt aktuell deutlich unter dem langjährigen Mittel.
Der Bodensee entstand am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren. Die Pfahlbauten um Unteruhldingen gehören heute zum UNESCO-Welterbe und er ist zum Symbol für Verbindung und Versorgung geworden. Ein See, der uns zeigt, wie sehr unser Leben mit dem Wasser verbunden ist. Und wie wichtig es ist, diesen Schatz zu schützen.
Informationen zum Mooswaldsee findet ihr in diesem Blogbeitrag.
Quote of the day
„Das ist der Müll, an dem wir sonst einfach vorbeigehen.“
Thought of the day
Erkenntnis braucht manchmal ein langsames Abtauchen –
und genug Luft zum Nachdenken.
MAHALO an die BNP Paribas Real Estate München für die Unterstützung der Penzberger Wassertage, an Moritz Rinklin und Patrick Uhl von der Sparkasse Schwaben-Bodensee, an Daniela Unger vom Dossenberger Gymnasium Günzburg, an Thomas und das Lehrerteam in Lindenberg, an die Skipper-Gilde Schwaben e. V. für das trockene Dach über dem Kopf, und an alle Schüler:innen, die mit uns in die Tiefe gegangen sind.