Tag 57: Von irgendwo auf einer Sandbank auf eine Insel kurz vor Topalu – 56,5 km – 8:00 Stunden – 13.859 Paddelschläge – Gesamtkilometerstand: 2181,4 km

Pascal hatte heute eine wohltuende Nacht im Zelt verbracht und der von den Fischern vorhergesagte Anstieg der Donau trat auch nicht ein, so dass Pascal nicht vom Fluss fortgetragen wurde!! Das Röhren der Hirsche in der Nacht und im Morgengrauen war für Pascal ein Erlebnis.

Heute Morgen ging es um 9:00 Uhr los. Der Wind aus den vergangenen Tagen hatte sich gelegt, so dass dieser als Unterstützung leider ausfiel. Auch der richtige Schub der Strömung war heute leider nicht gegeben. Dies bedeutet für Pascal: Viel Paddeln!

Nach 12 km legt Pascal einen Verpflegungsstopp ein. Die Brot- und Wasservorräte wurden aufgefüllt in ‎Rasova, ein Dorf im westlichen Teil der Grafschaft Constanta. Bei der Volkszählung von 2002 hatte es eine Bevölkerung von 2673 Einwohner.  Wie immer ein Einkaufen mit Händen und Füssen um sich zu verständigen.

Mittagspause dann nach weiteren 8 km. Pascal konnte schon die Brücken von Cernavodă sehen! Sie war Ende des 19. Jh.s die längste Brücke in Europa. Für Pascal würde es somit bald eine Abkürzung zum Schwarzen Meer geben. Würde er also bei Flusskilometer 300 über den Donau-Schwarzmeer-Kanal in nur 64,2 km ins Schwarze Meer paddeln?

Erste Projekte zum Bau eines Kanals von Cernavodă zum Schwarzen Meer sind bereits seit 1837 bekannt. Als aber ab 1860 die neu erbaute Eisenbahnverbindung Cernavodă-Constanța den Transport von Gütern zum Schwarzen Meer ermöglichte, gerieten diese Pläne wieder in Vergessenheit. Erst 1927 erarbeitete der rumänische Ingenieur Jean Stoenescu-Dunăre ein neuerliches Projekt. 1949 starteten die ersten Bauarbeiten, wobei vor allem mehrere zehntausend Häftlinge, darunter viele deutschstämmige und politische Häftlinge in Zwangsarbeitslagern zum Einsatz kamen. Sie bekamen keinen Lohn und wohnten im „rumänischen Archipel Gulag“. 1953 stockten die Arbeiten aus finanziellen Gründen. Erst zwischen 1975 und 1984 wurde der Kanal vom Donau–Schwarzmeer-Baudepartement (CCDMN) fertiggestellt, der Bau der nördlichen Abzweigung im östlichen Abschnitt erfolgte zwischen 1984 und 1987. Dabei wurden etwa 300 Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt, was etwa der doppelten Menge des Panamakanals entsprach. Der Kanal entstand aber auch aus Prestigegründen und unterstand gänzlich der Souveränität Rumäniens; im Gegensatz zur Donau, die der gemeinsamen Kontrolle der Anliegerstaaten unterliegt. Nicht zuletzt war er auch dem Einfluss der Sowjetunion entzogen.

In Cernavodă steht ein weiteres Kernkraftwerk. Es ist das einzige Kernkraftwerk in Rumänien. Es waren ursprünglich fünf Kraftwerksblöcke geplant, davon sind Block 1 und 2 in Betrieb und ein weiterer Block befindet sich seit längerer Zeit im Bau. Als Kühlwasser wird das Wasser der nahen Donau verwendet. Das Kernkraftwerk wurde Anfang der 1980er Jahre geplant. Nach einer Bauzeit von 14 Jahren wurde 1996 der erste Block fertiggestellt, der zweite nach 25-jähriger Bauzeit 2007. Beide Blöcke liefern etwa ein Fünftel der Elektrizität des Landes. Die Reaktoren 3, 4 und 5 wurden (vorerst) verworfen.

Aber zurück zum Donau-Schwarzmeer-Kanal, abbiegen, oder nicht? Für Pascal stellte sich diese Frage gar nicht, auch wenn just in diesem Kilometer die Arme doch etwas müde waren. Pascal nimmt den 240 km längeren – natürlichen – Weg auf sich!

Auf den letzten Kilometern spürte Pascal nochmals die Hitze des Tages und mit jedem Paddelschlag kam er seinem Etappenziel einer Insel kurz vor Topalu näher. Ein kleines Dorf von Rumänischen Emigranten und Flüchtlingen aus der siebenbürgischen Hochebene gegründet. Sie erhielten Land und wurden mit der Aufzucht von Schafen beschäftigt.

So schlug Pascal auf der linken Seite (Blickrichtung – Donauabwärts) sein Zelt auf.

Morgen geht weiter und wahrscheinlich wird Pascal nochmals im Zelt schlafen. Wir werden es ja morgen Abend erfahren. DS